Philosophische Betrachtung Teil 1:

6 Jahre + 1 Sekunde
Was sind schon 6 Jahre, gemessen an der „Ewigkeit" - eigentlich so gut wie nichts. Aber machen wir doch mal folgende Rechnung auf: Setzen wir die „Ewigkeit" gleich mit dem Alter des Universums, das nach wissenschaftlichen Berechnungen bei gut 13 Milliarden Jahren liegt und gehen wir von einer durchschnittlichen menschlichen Lebenserwartung von etwa 70 Jahren aus. Dann würde das Verhältnis Menschenleben zu Alter des Universums etwa 1 zu 186 Millionen (1:186 000 000) betragen. Oder anders herum, um es etwas anschaulicher darzustellen - wäre das Universum 6 Jahre alt, so währte ein durchschnittliches Menschenleben gerade mal 1 Sekunde. Ein kurzes Aufblitzen - nicht der Rede wert.

Und jetzt bringen wir mal die Bibel ins Spiel. Nein, keine Zahlenspiele über zeitliche Abläufe, sondern Betrachtungen über die Dualität von Gut und Böse, oder - wenn man will - Gott und Satan. Was ist nun im kosmischen Sinne Gut und Böse ? Ist das Universum gut oder ist es böse? Oder ist es einfach nur wie es ist, weil es keine Dualität gibt? Dies wäre in der Tat eine wenig tröstliche und auch ziemlich verstörende Vorstellung.

Denn wie sollte dann ein Mensch nach seinem Tod - im Jenseits (falls es ein solches gibt) - „nach seinen Werken gerichtet" werden? Der Arme. der Reiche, der Gesunde, der Kranke, der Gute, der Böse? Dann wäre es wohl besser, dass nach dem Tode alles aus ist. Obwohl auch dies unvorstellbar ungerecht wäre.

Und wenn nun in dieser „nondualen" Realität jetzt eine überragende Intelligenz - ein Gott - existiert, wie soll oder kann er „richten"? Wo es weder Gut noch Böse gibt ist auch nichts zu „richten". Dies kann nur zu dem Schluss führen, dass es diesem Gott letztlich völlig egal wäre wie der Einzelne sein Leben führt und was er tut - sei es Gut oder Böse. Wozu soll er sich auch um jeden einzelnen kümmern. Wie auch immer, es wäre so oder so eine unbegreiflich trostlose Vorstellung - zumindest für unsere diesseitigen Begriffe.

Gehen wir jetzt davon aus, dass es eine Dualität gibt, wird das Ganze schon erheblich komplexer. Die Dualität setzt voraus, dass es zu einem (guten) Gott einen (bösen) Gegenspieler - Satan - gibt. Beide haben dann auch ihre „Vollzugswesenheiten". Die Guten nennen wir Engel (Schutzengel), die Bösen Dämonen. Wie oder wann diese Dualität entstanden ist wissen wir nicht und es führt zu nichts darüber zu spekulieren. Im Ursprung des Universums - zur Zeit des Urknalls - gab es diese Dualität wahrscheinlich noch nicht.

Leider müssen wir in diesem Fall davon ausgehen, dass in der jenseitigen - geistigen - Welt seit Urzeiten ein erbitterter Kampf tobt, dessen Auswirkungen wir auch in unserer Realität permanent zu spüren bekommen. Wie anders sonst ließe sich die Geschichte der Menschheit erklären die durchzogen ist von Kriegen, Verbrechen, kriminellen und menschenverachtenden Taten, angefangen bei der harmlosen Lüge bis hin zu Folter und Massenmord. Verhaltensweisen zu denen ausschließlich der Mensch aufgrund seiner Intelligenz fähig ist.

All die großen und kleinen Übeltäter dieser Welt kamen doch einmal als kleine hilflose und unschuldige Kinder auf diese Erde. Was musste geschehen sein, dass aus ihnen ein Stalin, ein Hitler, oder ein Albert Schweitzer wurde -und wann? Hatten sie denn eine Wahl - die Möglichkeit sich frei zu entscheiden oder war es schon vorherbestimmt? Falls ja, konnten sie doch nichts dafür - oder doch? Wurden sie von „Dämonen" besetzt - und warum? Welche „Strafe" - wenn man überhaupt von Strafe reden kann - wäre denn gerecht für die eine Sekunde in einem Zeitraum von 6 Jahren? „Ewige" Verdammnis oder gar „Höllenfeuer" wäre doch gar zu hart.

Einen durchaus denkbaren Lösungsansatz bietet hier die Reinkarnations-Theorie - wenngleich es auch nur eine Theorie ist. Jede Handlung - ob gut oder schlecht - zieht Konsequenzen nach sich, die im nächsten Leben - der Wiedergeburt - den Lebensweg beziehungsweise das Schicksal bestimmen - frei nach dem Motto „alle Schuld rächt sich auf Erden". Und das geht solange bis alle Schuld getilgt ist und die Seele den Weg ins Nirwana findet.

Bleibt die Frage warum wir uns nicht an unsere vorigen Leben erinnern. Das würde uns in unseren Entscheidungen dann wohl zu sehr beeinflussen und auch zu Belastungen führen. Geht man davon aus, dass es eine Art „Kollektives Bewusstsein" gibt in dem alles Wissen und alle Erinnerungen gespeichert sind, so genügt es nur durch umlegen eines „Schalters" den Zugang zu selbigem zu blockieren.

Es gibt bekannte Philosophen und Atheisten die überzeugt sind, dass mit dem Tod alles aus und vorbei ist. Und mindestens ebenso viele die vom Gegenteil überzeugt sind. Ich bin der Meinung, die Anschauung der Ersteren kann nur zu dem Schluss führen, dass Leben an sich und damit das ganze Universum völlig sinnlos ist. Deshalb kann ich dieser Weltanschauung nicht folgen und glaube lieber an einen Schöpfer in welcher Form auch immer. Schon lange gehöre ich keiner Religionsgemeinschaft mehr an, was aber nichts mit Glaube zu tun hat. Kirche ist eine Institution, Religion ist eine Ideologie. Glaube und Religion sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Wenn ich daran glaube, dass ich irgendwann für mein Leben vor einer höheren Instanz Rechenschaft ablegen muss, so hat dies nichts mit Religion zu tun und mit Kirche schon gar nichts.

Wenngleich ich nicht weiß wie es weitergeht - dass es weitergeht ist mir schon klar, wenn auch nicht „ewig". Denn wer könnte dies ertragen. Der treffendere Begriff wäre hier „zeitlos". Und seit Einstein wissen wir das Zeit sehr wohl ein relativer Begriff ist. Sollte ich mich irren, so habe ich nichts gewonnen - aber auch nichts verloren. Andernfalls hoffe ich sehr, nicht einer grenzenlosen Gier - welcher Art auch immer - verfallen zu sein. Denn Gier ist die Ursache allen Übels und mit diesen Menschen möchte ich dann nicht tauschen wollen. Doch davon später mehr.

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